Windkraft in Bayern
von unseren Reisen in den Süden
17. Juni 2015: Unser Gründer und Geschäftsführer Michael Horling, gebürtiger Bremer, hat seine Gedanken und Erlebnisse rund um die vielen Besuche in Bayern aufgeschrieben. Herausgekommen ist eine kleine Geschichte rund um das große Potenzial bayerischer Windkraft und das „Nord-Süd-Gefälle“ dieser speziellen Branche.
Normalerweise verhält es sich ja andersrum, und das bin ich als Norddeutscher auch seit meiner Schulzeit so gewohnt: Norddeutschland ist eher strukturschwach und schneidet bei Bildung, Wohlstand und attraktiven Arbeitsplätzen schlecht ab. Süddeutschland, besonders Bayern, sonnt sich nicht nur im sonnigeren und wärmeren Klima, sondern auch im Erfolg der Wirtschaft, weltweit erfolgreicher Unternehmen und der Arbeitsmarktzahlen. Vom Fußball mal ganz abgesehen.
Dass es aber nicht in allen Bereichen so ist, merkte ich vor 10 Jahren, als ich begann als ethisch-ökologischer Anlageberater zu arbeiten. Als die Windkraft begann, mich zu faszinieren.
Erneuerbare Energie war damals im Begriff, den Energiemarkt aufzumischen, und alles spielte sich rund um Windkraft im hohen Norden ab. Hier entstanden, ausgehend von der deutschen Küstenlinie und von Dänemark, die ersten Windkraftanlagen, Prototypen, Basteleien, sehenswerte Versuche, die sich mehr oder weniger bewährt haben. Kreative und innovative Tüftler, mutige Pioniere sind hier seit langer Zeit voller Engagement am Werk gewesen, und viele der heute noch erfolgreichen Unternehmen in diesem Sektor entstanden hier.
Wenn wir von Bremen aus an die Nordseeküste fahren, egal ob nach Cuxhaven oder nach Ostfriesland, dann fühlt sich die Landschaft an wie ein Freilichtmuseum der Windkraftgeschichte… Ingenieure aus aller Welt sollten mal herkommen, um sich diese Historie der Windkraftanlagen vor Augen zu führen, dachte ich schon öfters.
Logisch, denkt man, denn wo am meisten Wind weht, da muss auch der Windstrom produziert werden. Und so sind vielerorts nahe der Nord- und Ostsee die besten Plätze inzwischen vergeben. Allein in Schleswig-Holstein und Niedersachsen zusammen stehen rund 13,3 Gigawatt an installierter Windkraftleistung. Neue Projekte entstehen zunehmend dort, wo ältere kleine Windkraftanlagen abgebaut werden, und inzwischen auch vor den Küsten, besonders in der Nordsee. Nach vielen Anlaufproblemen sind erste Offshore-Windparks errichtet worden und leiten Strom durch die Seekabel an Land, ein teures und schwieriges Unterfangen allerdings, bei dem die mittelständischen Unternehmen leider überwiegend außen vor bleiben.
In den letzten Jahren gibt es aber mehrere Entwicklungen, die eine Verlagerung der Windkraft auch in die windschwächeren Regionen im Süden des Landes sinnvoll erscheinen lassen, technisch ermöglichen und gesellschaftlich notwendig machen. Klar ist, dass der Transport von Strom über weite Strecken teuer und schwierig ist, und bei hoher Fluktuation des Windaufkommens die Stromnetze im Norden immer öfter an ihre Grenzen stoßen werden. Wenn Strom aber dort produziert wird, wo er benötigt wird, entfallen sowohl der Transport wie auch der Bau oder die Erweiterung der Stromnetze.
Die Energiewende hat mit der Dezentralität der vielen tausenden Kraftwerke einen großen Vorteil gegenüber den zentralen Großkraftwerken der fossilen Energiebranche. Durch technische Fortschritte bei Effizienz, Aerodynamik, Höhe der Türme sowie der Länge der Rotorblätter konnte inzwischen eine Erhöhung der durchschnittlichen Anzahl an Volllaststunden an Schwachwindstandorten erreicht werden. Auch in Bayern und Baden-Württemberg kann Windstrom rentabel erzeugt werden. Und er wird benötigt, wenn alte Atomkraftwerke abgeschaltet werden und wenn der extrem gesundheits- und klimaschädliche Kohlestrom zukünftig ebenfalls sukzessive aus dem Verkehr gezogen wird.
Wer sich viel mit Windkraft beschäftigt, der stellt irgendwann fest, dass man sich anhand der regionalen Windparks gut orientieren kann. Im Großraum Bremen kenne ich mittlerweile die Windparks und weiß immer, wo ich bin – wahrscheinlich auch, weil die Stadt ansonsten keine Skyline hat. Als ich in den letzten Jahren anfing, in Sachen Windkraft mit dem Zug quer durch das Land und insbesondere nach Bayern zu fahren, war dies die erste Erkenntnis: Je weiter nach Süden der ICE durch die Landschaft fuhr, desto weniger Windkraftanlagen bekam ich zu sehen, egal zu welcher Seite ich aus dem Zugfenster auch schaute.
Ich tröstete mich mit dem Anblick der vielen großen Photovoltaikanlagen, die ich entlang der Gleise, auf den Hausdächern und den Feldern zu sehen bekam. Solarparks waren nämlich bei uns in Norddeutschland vor wenigen Jahren noch eine Seltenheit. Mir wurde aber somit schnell klar, dass ich mich in Bayern in einem Windkraft-Entwicklungsland befand. Und die Statistiken aus den Erneuerbare-Energien-Magazinen wurden mit der Zeit real und greifbar, ich konnte tatsächlich fühlen, dass Ende 2012 in ganz Bayern erst knapp 800 Megawatt an Windkraftleistung installiert war.
Allerdings ist durchaus bemerkenswert, dass Bayern in den Jahren 2013 und 2014 dann weitere 650 Megawatt an neuer Leistung installiert hat, allein 410 MW im letzten Jahr. Und hier wird dann der Vorteil jener Regionen sichtbar, die abwarten, bis eine Technik ausgereift ist und die Fehler der Anfangsjahre behoben wurden: Inzwischen gibt es für jeden Standort auch die passende Windkraftanlage, mit den passenden Fundamenten und dem idealen Turm.
Mit der in Norddeutschland erworbenen Erfahrung vieler Tausend installierter Windkraftanlagen können nun, auch in den etwas entlegeneren und hügeligen Regionen wie Oberfranken, dem Allgäu oder der Oberpfalz, Windkraftanlagen technisch perfekt und in angemessener Zeit errichtet werden. Zudem werden hier fast nur noch Anlagen der 2 bis 3 MW Klasse errichtet, während im Norden noch viele sehr gute Standorte mit veralteten, lauten und schnelldrehenden Kleinwindkraftanlagen verbaut sind. Somit werden in Süddeutschland die wenigen vorhandenen windreichen Standorte im Idealfall bestmöglich genutzt.
Viele unserer Kunden bei Grüne Sachwerte haben sich in den letzten Jahren an neuen Windparks in Bayern beteiligt (z.B. Windpark Bayerischer Odenwald, Windpark Maßbach, Windpark Feilitzsch, Windpark Hohenzellig oder Windpark Töpen) und den Bau dieser ermöglicht. Jede neue Windkraftanlage ist für die Energiewende und im Kampf gegen den Klimawandel wichtig, und besonders freue ich mich, wenn vor Ort die Bürger motiviert und engagiert mit dabei sind. Bei der Eröffnung des Nordex-Windparks „Bayerischer Odenwald“ in der Nähe von Miltenberg im Herbst 2013 waren mehrere hundert Menschen vor Ort, dazu spielte die lokale Blaskapelle auf und der Windpark wurde vom Pfarrvikar aus Neunkirchen gesegnet.
Vielerorts in Bayern ist Aufbruchsstimmung zu spüren, denn viele ökologisch motivierte Menschen im Süden mussten lange darauf warten, bis sie in Ihrer eigenen Region sauberen Ökostrom produzieren und auch in regionale Windkraftprojekte investieren konnten. Ein Geschäftspartner aus Regensburg hat in den letzten Jahren in der Region Oberfranken fast 100 Megawatt neuer Windkraftleistung installiert, die überwiegend von bayerischen Privatanlegern finanziert wurden.
Die Dynamik im Bereich Windkraft in Bayern ist also spürbar geworden, und zuletzt hatte ich mich fast schon daran gewöhnt, bei jedem Besuch im Süden neue Windparkbaustellen zu sehen. Doch dann kam die Bayerische Landesregierung unter Herrn Seehofer auf die Idee, mit der sogenannten 10h-Regelung dem Ausbau der Windkraft praktisch einen Riegel vorzuschieben. Bei einem Mindestabstand vom zehnfachen der Anlagenhöhe zur nächsten Wohnbebauung kann praktisch kein Ausbau der Windkraft in Bayern mehr stattfinden.
Mit der baldigen endgültigen Abschaltung der AKW Grafenrheinfeld (Juni 2015), Gundremmingen B (Ende 2017) und C (Ende 2021) sowie Isar 2 (Ende 2022) werden in den kommenden Jahren knapp 5 Gigawatt an Nettoleistung in diesem einen Bundesland wegfallen. Hinzu kommt die Drohung von E.ON und weiterer Eigentümer des Gaskraftwerks Irsching, die Blöcke 4 und 5 wegen mangelnder Rentabilität stillzulegen. In einer solchen Situation sind Investitionen in moderne, dezentrale und günstige regenerative Energieträger so wichtig wie noch nie zuvor. Wie also soll man diesen energiepolitischen Irrweg verstehen?
So erhalte ich nun seit Monaten von den verschiedensten Seiten, von Windkraftprojektierern, Emissionshäusern oder auch Privatanlegern, Reaktionen die von Frustration bis hin zu rebellischem Optimismus reichen, wenn wir über Windkraft in Bayern sprechen. Wir selbst versuchen es positiv zu sehen: Gute Projektierer haben noch Projekte in der Pipeline, für die eine rechtsgültige Genehmigung bereits vorliegt, und andere gehen davon aus, sich vor Ort mit den lokalen Gemeinden über neue Projekte einigen zu können.
Viele Anleger nutzen auch die Gunst der Stunde, um sich jetzt noch an laufenden Windparkemissionen wie dem Windpark Hohenzellig oder dem Windpark Bucheck zu beteiligen. Diese Projekte stehen in Oberfranken kurz vor der Inbetriebnahme und haben somit rechtlich nichts mehr zu befürchten von der 10h-Regelung. Bestehende Standorte gewinnen somit durchaus an Wert, wenn zu erwarten ist, dass die Ausweisung neuer Standorte in Bayern zukünftig deutlich strikter bleiben wird. Aber was kommt danach, wie sieht die langfristige Vision für die bayerische Energiepolitik aus? Werden neue Windkraftanlagen bald ein seltenes Bild?
Auf lange Sicht werden die in Bayern tätigen Unternehmen auf die benachbarten (Bundes-)Länder ausweichen, sollte sich die Regierung Seehofer nicht eines besseren besinnen. In Baden-Württemberg beispielsweise steht unter der grün-roten Regierung Kretschmann die regenerative Energierevolution vielleicht noch bevor, und auch in Thüringen und Sachsen freuen sich viele Gemeinden über Gewerbeeinnahmen und regionale neue Jobs, zum Beispiel in der Windenergieservicebranche. Zudem bieten viele unserer Nachbarländer inzwischen bessere Konditionen für Windparks als in Deutschland. Bayern müsste dann (wenn neue Solaranlagen auf Freiflächen auch weiterhin politisch ausgebremst werden) den dringend benötigten Strom importieren. Windstrom aus dem Norden wäre dann, wenn erst die AKW und zunehmend auch die alten Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, eine wichtige Ressource. Doch aktuell werden auch die bereits geplanten neuen Stromtrassen durch das Bundesland politisch bekämpft…
Es bleibt spannend, das ist das Fazit, das ich jedes Mal mit auf den Heimweg in den Norden nehme. Aber langweilig war es eh noch nie, seitdem es die Erneuerbaren Energien gibt. Was wohl Hermann Scheer zu der 10h-Regelung gesagt hätte, hätte er sie noch erlebt? Es wäre bestimmt laut geworden…
Wer aber dann in der Abendsonne im Zug von Süden nach Norden fährt, der sieht die vielen tausend Solaranlagen auf den Dächern und Feldern das Licht reflektieren. Ich spüre bei diesem Anblick die vielen Menschen, die sich mit Erneuerbaren Energien beschäftigen, und die sicherlich wissen, welche Energieformen klimafreundlich und günstig sind. Wissen, das sich unaufhaltsam verbreiten wird.
Und wenn nach ein paar Stunden Fahrt dann die Berge der Tiefebene gewichen sind, und wenn aus Solaranlagen dann wieder norddeutsche Windparks geworden sind, dann bin ich hoffnungsvoll und frohen Mutes. Der Siegeszug der Erneuerbaren Energien, die Gestaltung eines ökologischen und nachhaltigen Energiemarktes von und für die Menschen, ist nicht mehr aufzuhalten, auch von keiner 10h-Regelung. Doch wir müssen dranbleiben! Gemeinsam werden wir es schaffen.
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