Interview Next2Sun AG
Deutscher Entwickler und Pionier der Agrar-Photovoltaik
Die Next2Sun AG ist Erfinder, Innovations- und Technologieführer bei vertikaler bifacialer Photovoltaik. Das Grundkonzept vertikal installierter, bifacialer Solarmodule verlagert die Solarstromproduktion in Zeiten sonst geringer Verfügbarkeit und vermeidet die Überbauung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Für den Erfolg der Energiewende bedeutet das weniger Nutzungskonflikte, bessere Abdeckung des Strombedarfs und geringerer Speicherbedarf.
Next2Sun hat auf Basis der vertikalen bifacialen Anlagentechnologie und des dafür entwickelten, patentierten Gestellsystems eine breite Produktpalette entwickelt und zur Marktreife gebracht, insbesondere das vertikale bifaciale Agri-PV System und den bifacialen Solarzaun. Damit bietet Next2Sun heute als vielfach ausgezeichneter Markt- und Technologieführer Lösungen für eine Fülle von Anwendungen für die Landwirtschaft, den öffentlichen und gewerblichen sowie den privaten Bereich.
Grüne Sachwerte: Hallo Herr Krause-Tünker! Wie kamen Sie persönlich zum Thema „Agrar-Photovoltaik“ und seit wann sind Sie bei der Next2Sun AG?
Next2Sun, Sascha Krause-Tünker: Mein Interesse für die Landwirtschaft ist ungefähr so alt wie ich selbst – ich bin in einem kleinen Dorf in NRW aufgewachsen und habe schon früh jede freie Minute auf dem Bauernhof meiner Patentante verbracht – insofern habe ich nicht erst durch den Ukraine-Krieg lernen müssen, dass die Landwirtschaft als existenzielle Lebensgrundlage unbedingt erhalten bleiben muss. Der Weg zur Next2Sun war aber auch einem Zufall geschuldet und begann auf einem Spielplatz in Berlin. Ein Freund, Nachbar und Vater eines Spielkameraden meines Sohnes, Nicolai Zwosta, war seinerzeit Mitgründer und damaliger Geschäftsführer der Next2Sun GmbH und kannte sowohl meinen betriebswirtschaftlichen, als auch meinen landwirtschaftlichen Hintergrund. Als er mir 2018 erzählte, dass er wegen der Doppelbelastung (er war gleichzeitig Vorstand der Berliner Energiegenossenschaft Solverde) einen geeigneten Nachfolger in der Next2Sun suchte, war ich direkt Feuer und Flamme – und habe es bis heute nicht bereut.
Grüne Sachwerte: Next2Sun hat die Technologie der „vertikal montierten bifacialen Module“ erfunden und entwickelt und verfügt über mehrere diesbezügliche Patente. Warum halten Sie die „Landwirtschaft zwischen den Modulen“ für den geeigneten Weg, im Vergleich zu „Landwirtschaft unter den Modulen“ – oder gibt es da gar keine Konkurrenz?
Next2Sun: Wir sehen da sehr wenig Konkurrenz und eher eine sehr gute Ergänzung – gemeinsames Ziel der Agri-Photovoltaik muss es sein, die Landwirtschaft zu erhalten und nach Möglichkeit zu unterstützen. Unser vertikales System eignet sich durch die minimale Flächeninanspruchnahme und die geringen Mehrkosten gegenüber konventioneller PV ideal für große Acker- und Weideflächen. Die Bewirtschaftung wird dabei kaum eingeschränkt, ca. 90% der Fläche kann weiterhin mit konventionellem Großgerät beackert werden. Ca. 10% rund um die Module (die selbst nur ca. 1% der Fläche in Anspruch nehmen) können mit Altgras- oder Blühstreifen aufgewertet werden, so dass sie zu richtigen „Solarhecken“ werden und Schatten, Windschutz und Habitat für Flora und Fauna bereitstellen. Andere Systeme setzen hier andere Schwerpunkte: So sind hochaufgeständerte Systeme („Überdachungen“) vor allem bei Sonderkulturen sinnvoll, oder in äquatornahen ariden Zonen, wo der höhere Stromertrag dieser (zumeist nachgeführten) Systeme auch die deutlich höheren Baukosten rechtfertigt und die Pflanzen auf eine sehr starke Verschattung angewiesen sind.
Grüne Sachwerte: Aktuell bietet Next2Sun ein erstes Crowd-Investment „Agri-PV Löffingen“ an – gebaut wird ein 3,5 MW großer Agrar-Solarpark mit 0,5 MW Speicher. Der Landwirt möchte zwischen den Modulen seinen Rindern Auslauf bieten, er produziert Bio-Fleisch mit ökologischem Futter von eigenen Grünlandflächen. Sind solche Solarparks Pilotprojekte, oder wie ausgereift und erforscht ist dieses Solardesign?
Next2Sun: Als Pionierunternehmen ist Next2Sun schon seit 2015 mit der Entwicklung dieser Anlagen betraut und hat als einziges Unternehmen weltweit auch schon mehrere vertikale Agri-PV-Parks in Megawattgröße gebaut – insofern sind wir aus den Kinderschuhen deutlich heraus. Wir haben ein ausgereiftes Baukasten-System, dass wir auf Basis unserer Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Wind- und Gründungbedingungen auf verschiedenen Kontinenten entwickelt haben. Auch Rinderhaltung ist dabei für uns kein Neuland – hier haben wir bereits sehr positive Erfahrungen gemacht, u.a. mit Projekten in Irland und den Niederlanden.
Grüne Sachwerte: Und noch kurz zum „Großen und Ganzen“ – Sie waren kürzlich mit Robert Habeck in Indien, sind demnächst in den USA, und Next2Sun hat bereits Pilotprojekte in zahlreichen Ländern. Worauf liegt Ihr Fokus in den nächsten Jahren, eher national oder international?
Next2Sun: Grundsätzlich sind wir davon überzeugt, dass das von uns entwickelte vertikale bifaciale Anlagensystem nicht nur national, sondern auch international zum Gelingen der Energiewende beitragen soll – deshalb sind wir auch international aktiv, unter anderem in Frankreich, Italien und Polen, aber zum Beispiel auch in Japan und Indien. Gerade besonders bevölkerungsreiche Regionen wie diese beiden Länder haben eine besondere Herausforderung darin die Energiewende zu schaffen, und gleichzeitig die Bevölkerung zu ernähren – wir sind überzeugt da einen wichtigen Beitrag leisten zu können.
Gleichzeitig sind wir unserem Heimatland natürlich besonders verbunden und überzeugt, dass Deutschland bei der Agri-PV – wie schon vor über 20 Jahren bei der Photovoltaik allgemein – eine Führungsrolle einnehmen kann und sollte. Mit dem EEG hat seinerzeit die rot-grüne Regierung die PV- und Windkraft-Entwicklung angeschoben, die heute die günstigsten Energieträger überhaupt sind. Jetzt gilt es, zur Vollendung der Energiewende auch bei der Vereinbarkeit von Landwirtschaft und Energieerzeugung und bei der effizienten Netznutzung erneut mit gutem Beispiel voranzugehen. Auch wenn der Weg noch weit ist, ist der politische Wille dazu durchaus erkennbar – und wir als Next2Sun wollen diesen Weg in Deutschland mitgestalten.
Grüne Sachwerte: Dann vielen Dank fürs Gespräch und viel Erfolg – wir und hoffentlich viele unserer Kunden werden Sie auf diesem Weg gern begleiten!
Quellen: Next2Sun, Grüne Sachwerte / 09-2023
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